Barrierefreiheit:
Ein "Must Live" statt ein "Must Have"!
Webseite gecheckt und Barrieren (überwiegend) beseitigt? Prima, fertig! Dann können wir uns jetzt wieder anderen Themen widmen. Doch so einfach ist es nicht. Eigentlich schon einfach, doch nur nicht fertig. Und wer jetzt nicht aufhört, wird langfristig profitieren!
Mit dem Inkrafttreten des Barrierefreiheitsstärkungsgesetzes (BFSG) am 28. Juni 2025 werden die Anforderungen an die Barrierefreiheit von digitalen Produkten und Dienstleistungen des European Accessibility Act (EAA) auf nationaler Ebene umgesetzt – und sind ab jetzt verpflichtend. Doch digitale Barrierefreiheit ist nicht nur gesetzlich vorgeschrieben, sondern auch
- gesellschaftlich gerecht – sie ermöglicht Teilhabe für alle Menschen, unabhängig von Einschränkungen.
- ethisch notwendig – weil Gleichberechtigung ein Grundrecht ist.
- innovationsfördernd – denn inklusive Lösungen sind oft besser für alle Nutzenden.
- zukunftsweisend – sie schafft digitale Angebote, die langfristig bestehen und skalierbar sind.
In den letzten Monaten erhielt das Thema digitale Barrierefreiheit viel Aufmerksamkeit, viele Unternehmen sind aktiv geworden, haben sich beraten oder schulen lassen, Audits durchgeführt, Barrieren wurden oder werden noch gefixt. Eine komplett neue Angebotspalette seitens Agenturen hat sich aufgetan und Expert:innen sind wie Pilze aus dem Boden geschossen. Alle mit einem Ziel vor Augen: der 28.6.25. Und alle sind gespannt, was jetzt passieren wird.
Rollt eine Klagewelle heran?
Werden Seiten vom Netz genommen?
Müssen Unternehmen Strafe zahlen?
Doch weitere Fragen sind fast noch wichtiger:
Wie geht es jetzt weiter?
Bleibt das Thema präsent?
Oder droht es – wie so viele andere – nach dem Stichtag im Archiv der To-do-Listen zu verschwinden?
Barrierefreiheit: Mehr als ein One-Time-Projekt
Barrierefreiheit lässt sich nicht abhaken, es ist keine Aufgabe, die plötzlich erledigt ist. Technologien entwickeln sich, Normen erweitert und neue Features werden benötigt – also kein Grund zum Ausruhen.
In Deutschland leben rund 7,9 Millionen Menschen mit einer schweren Behinderung, das sind ca. 9,3% der Menschen in Deutschland. Etwas weniger als die Hälfte sind der Altersgruppe 55-74 Jahren zuzuordnen. Die Ausprägungen und Art von Behinderungen sind breit gefächert und reichen von körperlichen Einschränkungen, über Blindheit oder Sehbehinderung, Schwerhörigkeit oder Sprachstörungen, bis hin zu geistigen oder seelischen Behinderungen. (Quelle: 2023 Statistisches Bundesamt).
Nicht zu vergessen eine immer älter werdende Gesellschaft: Behinderungen existieren selten von Geburt an, sondern entstehen meist erst im fortgeschrittenen Alter.
Mind-Shift für dein Business Boost: Warum Barrierefreiheit sich lohnt.
Die Notwendigkeit, Produkte und Dienstleistungen barrierefrei zu gestalten war bisher nicht gegeben und die Vorteile nicht bewusst. Der Status Quo, Produkte nachträglich anzupassen, ist teuer und ineffizient. Fehlende frühzeitige Berücksichtigung führt zu schlechter User Experience (UX) für bestimmte Nutzer:innengruppen. Das Ergebnis ist Frustration auf allen Seiten, schlechte Bilanzen und abspringende Kund:innen.
Es ist ein Invest, Prozesse umzustellen, Produkte anzupassen und Mitarbeitende zu schulen. Der Output hingegen bedeutet einen Zugang zu einer oft übersehenen, aber großen und wachsenden Nutzer:innengruppe (z. B. Menschen mit Behinderungen und ältere Nutzende). Nicht zu vergessen, die zusätzlichen positiven Effekte wie steigende Effizienz, Wettbewerbsfähigkeit, Image/ Reputation und Produktqualität.
Ein Umdenken ist der erste Schritt! Barrierefreiheit muss nachhaltig sichergestellt sein und das geht nur, wenn man es von Anfang an mitdenkt und Unternehmen dazu bereit sind, den Schritt zu gehen. Aktuell besteht noch ein hoher Nachholbedarf, aber spätestens mit dem Gesetz müssen sich Unternehmen damit auseinandersetzen und aktiv werden.
So gelingt Barrierefreiheit: Die wichtigsten Rollen & Prozesse
Barrierefreiheit gehört an den Anfang – nicht ans Ende. Wer inklusiv denkt, legt den Grundstein für smarte Prozesse, spart teure Umwege und entwickelt Produkte, die für alle Menschen nutzbar sind.

Wenn Produkte klar und verständlich gestaltet sind, erreichen Unternehmen damit mehr Menschen und sprechen eine größere, vielfältigere Zielgruppe an.Die Kundenzufriedenheit steigt und gleichzeitig sinkt der Aufwand im Support.Das wiederum senkt Absprungraten und erhöht die Conversion. Kurz gesagt: Barrierefreiheit macht Produkte besser und Unternehmen zukunftsfähig, wettbewerbsfähig und erfolgreicher.
Barrierefreiheit ist Teamwork und beginnt nicht erst beim Testing. Damit sie gelingt, braucht es das Zusammenspiel verschiedener Rollen:
- Research: Barrieren erkennen, bevor sie entstehen –Anforderungsanalyse und Einbindung von Menschen mit Behinderung.
- Design: Entwicklung barrierefreier Interfaces
- Entwicklung: Umsetzung nach WCAG-Standards – Gewährleistung von Tastaturbedienbarkeit und Kompatibilität für assistive Technologien
- Projektmanagement: Barrierefreiheit von Anfang an mitdenken (Budget, Planung, gesetzliche Vorgaben).
- Content/ Redaktion: Erstellung klarer und verständlicher Inhalte
- Tests: Prüfung durch Tools, Expert:innenund mit Menschen, die auf Barrierefreiheit angewiesen sind.
Vorausdenken: Jetzt handeln, statt hinterherlaufen
Deshalb: Nimm jetzt den Fahrtwind auf, integriere Barrierefreiheit in deine Unternehmenskultur und deine Prozesse – und erschließe neue Zielgruppen.
Mach Barrierefreiheit zu deinem Wettbewerbsvorteil.