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#ux#UXdesign#accessibility#UXwriting

UX-Writing für Inklusion, Barrierefreiheit und Vielfalt

vonDaria Lewandowska
27. Juni 2025User Experience

UX-Writing – mehr als Mikrotexte

UX-Writing ist nicht einfach „Text auf Buttons“. Es ist die Kunst, Nutzende durch digitale Produkte zu führen – klar, effizient und mit Empathie. Doch Sprache wirkt nicht nur funktional, sondern auch sozial: Sie kann inkludieren oder ausgrenzen. Wer digitale Produkte schreibt, gestaltet auch Gesellschaft mit.

Barrierefreiheit ist Pflicht. Inklusion ist Haltung.

Mit dem Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG), das 2025 in Kraft tritt, wird digitale Barrierefreiheit erstmals für viele privatwirtschaftliche Angebote gesetzlich verbindlich. Es verlangt unter anderem, dass Informationen verständlich, navigierbar und technisch zugänglich sind, z. B. per Screenreader oder Tastaturbedienung.

Doch echte Inklusion geht über Technik hinaus. Sie fragt nicht nur: „Kann ich das benutzen?“, sondern auch: „Werde ich mitgedacht?“ UX-Writing spielt dabei eine entscheidende Rolle. Es kann Brücken bauen oder Mauern errichten. Denn wer nicht angesprochen wird, fühlt sich auch nicht eingeladen.

Neuroinklusion – Vielfalt im Denken mitdenken

Ein besonderer Fokus meines Vortrags lag auf dem Thema Neuroinklusion. Dabei geht es um die Gestaltung digitaler Kommunikation für Menschen mit neurodivergenten Wahrnehmungs- und Verarbeitungsmustern – etwa Autismus, ADHS, Dyslexie oder Angststörungen.

UX-Writing kann hier viel bewirken:

  • Einfache, logische Satzstrukturen helfen, Reizüberflutung zu vermeiden.
  • Vorhersehbarkeit und klare Abläufe reduzieren Unsicherheiten.
  • Vermeidung von Metaphern oder Redewendungen, die für viele Menschen schwer entschlüsselbar sind, macht Sprache zugänglicher.
  • Screenreaderfreundliche Inhalte oder geschriebene Alternativen für Audio-Inhalte helfen, Informationen unabhängig vom kognitiven Stil zu verarbeiten.

Kurz gesagt: Neuroinklusion bedeutet, digitale Kommunikation so zu gestalten, dass sie unterschiedliche Denkweisen respektiert – und nicht als Defizit betrachtet.

Beispiele aus der Praxis

  • Statt: „Klicken Sie hier“ → Besser: „Weiter zur Buchungsbestätigung“
  • Statt: „Nutzer“ → Besser: „Nutzende“
  • Statt: „Authentifizieren Sie sich per OTP“ → Besser: „Geben Sie den Einmal-Code ein, den wir Ihnen geschickt haben“
    Statt: „Nutzer“ → Besser: „Nutzende“

Kleine Änderungen – große Wirkung. Denn gute Sprache ist wie ein barrierefreier Eingang: Sie bleibt oft unbemerkt, wenn sie funktioniert, aber sie entscheidet darüber, ob jemand hineinkommt.

Warum das Thema alle UX-Teams angeht

Barrierefreiheit ist kein „Spezialthema“. In Deutschland lebt etwa jede fünfte Person mit einer Form von Behinderung. Neurodivergenz betrifft laut Schätzungen bis zu 30–40 % der Bevölkerung – viele davon undiagnostiziert. Wer also barrierefreie und inklusive Sprache denkt, schreibt nicht „für die anderen“, sondern für uns alle.

Und ja: Inklusion kostet manchmal Zeit. Aber Exklusion kostet Vertrauen – und Reichweite.

Fazit

UX-Writing für Inklusion, Barrierefreiheit und Vielfalt ist kein „Nice-to-have“, sondern eine Grundhaltung. Es bedeutet, Menschen mitzudenken, bevor sie ausgeschlossen werden. Denn gute digitale Produkte sprechen nicht nur – sie hören auch zu. Sie schaffen Räume, in denen sich alle sicher, gemeint und willkommen fühlen.

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